Kompass I

Schulabsentismus – Eine Herausforderung für unsere Gesellschaft

Kompass I begleitete Schüler*innen, die nicht mehr am Schulunterricht teilnahmen (Schulabsentismus) oder von Schulabsentismus bedroht waren. Ein stabiles Netzwerk aus Schule, Jugendhilfe und Familie ermöglichte den Schüler*innen, ihren Schulabschluss erfolgreich zu erreichen.

Ausgangslage

In Zeiten des Fachkräftemangels kommt dem Thema Schulabsentismus eine immer größere gesellschaftlichere Bedeutung zu. Schulabsentismus bezeichnet das regelmäßige und meist unentschuldigte Fernbleiben vom Unterricht, oft verbunden mit komplexen Herausforderungen im Leben der betroffenen Jugendlichen, die nicht „nur einfach keine Lust auf den Schulbesuch haben“. Die Folgen von Schulabsentismus sind zunächst der Dropout aus dem Bildungssystem und dann folgerichtig aus der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Laut statistischem Bundesamt haben im Jahr 2022 rund 51.600 Jugendliche nach Vollendung der Schulpflicht die Schule ohne Abschluss verlassen.

„Wenn ich nicht am Projekt teilgenommen hätte, dann säße ich zuhause und würde heulen. Das mache ich zwar immer noch sehr häufig aber ich glaube, dann wäre ich ganz am Ende und hätte gar keine Lebenslust mehr. Da gab es auch schon eine Phase, wo ich keine Lust mehr hatte.“
Zitat einer Teilnehmerin (aus dem Evaluationsbericht der Schulabsentismusprojekte im Landkreis Tübingen; Stand: 27.03.23, von Silvia Bürth, M.A. Soziale Arbeit)

Projektdauer

Mit dem über den Europäischen Sozialfond (ESF) und dem Landkreis Tübingen geförderten Projekt “Kompass I”, das 2018 begann und 2023 endete, versuchte die Sophienpflege „im Kleinen“ gegen den Dropout zu steuern. Im Projektzeitraum war die Teilnahme bei Kompass I an vier Projektschulen im Landkreis gebunden. Seit 2018 haben 45 Teilnehmende die Unterstützung in Anspruch genommen. Der Verbleib der jungen Menschen dauerte in der Regel zwischen sechs Monaten und zwei Jahren, abhängig vom Bedarf der Jugendlichen und ihren Familien.

Projektinhalte

Die Mitarbeitenden setzten ihren Fokus auf die intensive Beziehungsarbeit mit den jungen Menschen, um an die ursächlichen Problemlagen zu kommen und nicht an den Symptomen „rumzudoktern“. Nur junge Menschen mit über 40 Fehltagen, wurden im Projekt aufgenommen. Des Weiteren war Voraussetzung, dass das „System Schule“ im Vorfeld alle ihr zur Verfügung stehenden Mittel ausgereizt hatte.

Projektergebnis

Durch den engen Kontakt (nicht aufzugeben, wenn der junge Mensch die Termine nicht wahrnahm, hartnäckig nachfragen, Spiegelung „Du bist wertvoll für die Gesellschaft“...) der Mitarbeitenden zu den jungen Menschen und ihren Familien sowie die aufsuchende Arbeit, die bereits bestehende Hilfesysteme nicht abdecken können, wurden bestehende Schwierigkeiten, die Schule zu besuchen, aufgedeckt und gemeinsam bearbeitet. Das Ziel war es, ein stabiles Netzwerk aus Schule, Jugendhilfe und Familie zu schaffen, das den Herausforderungen gemeinsam begegnete und den Schüler*innen ermöglichte, ihren Schulabschluss doch noch erfolgreich zu erreichen. Durch den Ansatz der „kleinen Schritte“, erlebten die jungen Menschen den Weg zurück weniger überfordernd und ohnmächtig, sondern selbstwirksam (ich kann (doch) was!). Entscheidend für eine erfolgreiche Integration in die Schule war zudem die Haltung der Lehrkräfte, offen und verständnisvoll für die Lebenslage der Schüler*innen zu sein, um den „Erfolg“ langfristig zu stabilisieren.

Enge Begleitung Jugendlicher im Projekt Kompass 1

Seit 2024 fördert der Landkreis Tübingen “reStart”, wie das Angebot im gesamten Landkreis nun heißt, vollständig.

 

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